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7. Portugal.
Seht hier das westlichste Land Europas, das Land, wo Apfel-
sinen blühen, das warme, schöne, liebliche, aber schlecht angebaute
Portugal — mit der Hauptstadt Lissabon.
Es grenzt dieses angenehme Land auf der Ostseite und gegen Nor-
den an Spanien; auf den beiden andern Seiten aber wird es von
dem großen Weltmeere, dem atlantischen Meere, bespült. Vier
ansehnliche Flüsse durchströmen es, die alle aus Spanien kommen:
der Minho, der Duero, der Tajo und der Guadiana. — Der
Boden ist mehrentheils trocken, bergig und steinig. In manchen Ge-
genden sind auch große Heiden.
Wer kein Freund vom Regen ist, der komme im Sommer nach
Portugal, denn von dem Monate Mai bis in den Oet ob er regnet
es hier beinahe nie. Stets ist der Himmel heiter und wolkenlecr. Zu
Ende des April fangt die Hitze an und dauert bis zu Ende September.
Vom Ende des Juli bis zu Ende August steigt ste zu einem so
hohen Grade, daß alle Gewächse verdorren. Kein grünes Grashälm-
chen ist dann zu sehen, und das Laub der Bäume hängt welk und
traurig herab. Diese Zeit ist der wahre Winter für die Gewächse.
Die Menschen aber zerfließen den Tag über in Schweiß und sind ver-
drossen zu aller Arbeit. Zum Glücke können sie sich des Abends wieder
erholen, denn schon gegen fünf oder sechs Uhr wird es merklich kühl.
Jetzt erst werden in den Städten die Straßen lebhaft; zuerst erscheint
das geschäftige Volk, lind nach Sonnenuntergang schlüpfen auch die
Vornehmen aus ihren Häusern. Immer größer wird nun das Gewühl
und das Getümmel. Die Frauenzimmer sitzen leicht gekleidet auf den
Balkons vor den Fenstern und genießen die Abendkühle. Die ganze
Nacht hindurch, bis wieder die Sonne aufgeht, hört man aus den
Straßen Guitarren und Gesang. — Die schwülste Tageshitze hin-
gegen wird beinahe allgemein verschlafen.
Wie ist es denn nun aber in den Winter-monaten, wenn tiefer
Schnee bei uns das Land bedeckt? — Schnee und Eis sind da eine
große Seltenheit; und fallen ja einige Flocken, so werden sie gleich
wieder zu Wasser. Dessen ungeachtet aber sind mir unsere deutschen
Winter lieber, denn da hat man doch oft Monate lang schönes, helles
Wetter; in Portugal hingegen regnet es beinahe beständig. Die ersten
Herbstregen auf das ausgebrannte Land wollte ich mir zwar gefallen
lassen, denn ihr glaubt nicht, was ste für Wirkung thun. Erst erscheinen
auf diese Regen die letzten Herbstblumen, wie z. B. die Zeitlosen,
die Herbstlevkojen und andere; beinahe unmittelbar darauf folgen
aber auch schon die F r ü h l i n g s p f l a n z e n. Ein fast unmerklicher Raunt
trennt Herbst und Frühling. Das jtmge Gras, das Laub sproßt her-
vor, und inacht den Oktober zu einem der angenehmsten Monate ini
Jahre. Im Februar oder März hat das Korn schon Ähren. Im
März ißt man schon Zuckererbsen und Bohnen. Die Regengüsse sind
hingegen oft auch fürchterlich, und das Wasser stürzt mit ungeheurer
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land]]
TM Hauptwörter (200): [T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt]]
Extrahierte Personennamen: August
Extrahierte Ortsnamen: Portugal Europas Portugal Lissabon Spanien Spanien Portugal Portugal
297
nen Schaffelle, die alte, rostige Flinte in der Hand und in Begleitung
von großen Hunden, so würdet ihr vielleicht erschrecken und sie eben
nicht für sanfte Hirten halten. — Auf ihrer Rückreise werden die Schafe
geschoren. Man hat hierzu große Gebäude, in welchen 40, 50 bis
60,000 Stück nach einander die Wolle abgenommen wird. Das ist
nun eine Freudenzeit in der ganzen Gegend. Die Wolle wird nun
gewaschen, getrocknet und sortirt. Die feinste Wolle wird größtentheils
ins Ausland verkauft, obgleich man auch im Lande selbst aus allen
Sorten Tuch verfertigt. — Auch fehlt es in Spanien nicht an Lein-
wand«, Seiden-, Baumwollen-, Leder-, Hut-, Glas-,
Tabak- und anderen Fabriken.
Die Hauptstadt Spaniens ist Madrid mit 314,000 Einwohnern.
Andere bemerkenswerthe Städte sind: Barcellona — Sevilla mit einem
prächtigen Dom und dem Grabmale des Columbus — Granada —
und das durch den heldenmüthigen Widerstand seiner Bewohner im
französischen Kriege (1809) berühmt gewordene Saragossa.
6. Das Mädchen von Saragossa.
Saragossa! Saragossa! Ist der letzte Schuß gefallen?
Soll des Feindes Siegesdonner höhnend nun in dir erschallen?
Sind vergebens deine Männer kühn in Schlacht und Tod gegangen?
Soll den Frauen und den Kindern nun vor harter Knechtschaft bangen?
Saragossa! wie so still ist's auf den Mauern doch geworden?!
Willst du, vor dem Feinde zagend, deine edle Freiheit morden?-------
Aber sieh', da naht ein Mädchen, sich zu den Kanonen wagend,
Brod und Wein und kühle Früchte schwer im Korb am Arme tragend.
Ihren Bräut'gam will sie laben, will mit Speis' und Trank ihn stärken —
Weh', da muß sie todt bei Todten ihn zu ihren Füßen merken!
Und die Lunte, die noch glimmet, schwingt behend sie zur Kanone,
„Rache! Rache!" — ruft sie heftig — „Feinde, kommt, daß ich's euch lohne!'*
Und der Donner, überraschend, ruft ringsum auf allen Wällen
Die Verzagten und Erschöpften, zum Geschütze sich zu stellen,
Und, wie aufgeschreckt durch Zauber, alle Bürger dorthin stürmen,
Männer, Greise, Weiber, Kinder kämpfen schon von allen Thürmen!
Was Vernichtung kann bereiten, Tod in tausend Weisen schaffen,
Siedend Öl und Fclsenstücke, alles wird zu Wehr' und Waffen.
Wüthend kommt der Feind gezogen, immer wieder, immer wieder,
Aber die Verzweisiung schmettert immer wieder ihn danieder.
Und verfolgt von Hohn und Rache muß zersieischt er endlich weichen,
Aus der Luft noch überschüttet von emporgesprengtcn Leichen.
Saragossa! Denk', ein Mädchen hat befreit dich vom Verzagen,
Da es Speis' und Trank zuni Bräut'gam, ach zum todten, mußte tragen-
Ja, erquickt durch ihre Treue und gestärkt mit ihrem Muthe
Hat sie dich, als sie den Theuren liegen sah in seinem Blute!
Drum auf ewig deinen Söhnen, deinen Töchtern — neben Mina*) —
Preis in Liedern, Saragossa, deine Heldin Augustina!
Wiederholungssragen! —
(W. Smets.>
Zeichnen und Beschreiben! —
0 Mina — ein berühmter spanischer General.
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307
Königreich Neapel der Yesuv, und auf der Insel Sicilien der Ätna.
Noch interessanter aber ist der Montblank im Herzogthum Savoyen
in Oberitalien, der 45 94"1 über der Meeressläche sich erhebt
und mit ewigem Schnee bedeckt ist — daher sein Name Montblank
(^weisser Berg). Er ist der höchste Riesenberg in ganz Europa.
In den wilden Gebirgsgegenden ist freilich auch in Italien die
Luft ziemlich rauh; aber wie mild, wie warm, wie angenehm weht
sie nicht dagegen auf dem ebenen Lande, besonders gegen das See-
gestade hin! In den südlichen Gegenden herrscht ein ewiger Frühling;
man glaubt da öfters in dem lieblichsten Garten, in einem Paradiese
zu sein, wo die Natur in ihrer vollen Schönheit prangt, und dem
Menschen nichts mehr zu wünschen übrig lässt. Es wachsen da auf
freiem Felde Mandeln, Kastanien, Feigen, Ölbäume, Pomeranzen,
Citronen und andere edle Früchte, auch alles Obst, das wir in un-
sern Gärten finden, doch im südlichen Italien nicht so gut, als bei
uns, weil es dort unsern Obstarten zu heiss ist; ferner Lorbeer*
bäume, Granatäpfel, Johannisbrod und Süssholz. Nie schneit es in
den Thälern des südlichsten Italiens, und noch gegen die Mitte hin ist
der Schnee selten. Ja im Januar kann man die Lazaroni (die
Eckensteher Neapels) und die Landleute auf den Gassen liegend und
ihren Mittagsschlaf haltend finden, wie im Sommer; auf einem Spazier-
gange kann man dort um Weihnachten in den Fall kommen, einen
Schirm aufzuspannen, um sich gegen die drückende Hitze zu schützen.
Mit zahmen und wilden Thieren ist Italien reichlich versehen.
Man trifft da Rindvieh, Büffel, Pferde, Schafe, Schweine, Ha-
sen u. s. w. an, wie bei uns, und ausserdem noch Bären, Gemsen,
Murmelthiere und Salamander (eine Art unschädlicher Eidechsen).
Auch fehlt es nicht an Taranteln (eine Art Spinnen) und Scorpionen,
deren giftige Stiche entsetzlich schmerzen und sehr gefährlich sind.
Das schöne Italien ist so stark bevölkert, dass im Ganzen auf
5940 Quadratmeilen 25 Millionen Bewohner kommen, welche sich zur
katholischen Kirche bekennen. Italien bestand früher aus meh-
reren Staaten. Seit dem Jahre 1859 sind jedoch in Folge eines Krieges
zwischen Sardinien und Österreich, worin die Österreicher durch
französische Hülfe besiegt wurden, auf der Halbinsel gar bedeutende
Veränderungen vorgegangen. Österreich verlor die Lombardei mit
der Hauptstadt Mailand und 1866 auch Vkuktlku mit der Hauptstadt
Venedig, welche an Sardinien übergingen. Der König von Sar-
dinien setzte sich in den Besitz von fast ganz Italien und führt seitdem
den Titel: „König Von Italien“. Ausgenommen von dem neuen König-
reiche Italien sind nur noch: das Herzogthum Sdvoyen mit d»r Haupt-
stadt Nizza, welches an Frankreich abgetreten wurde.
Die Hauptstadt Italiens, zugleich die Residenz des Köuigs von
Italien und des Oberhauptes der katholischen Kirche, des Papstes,
ist die altehrwürdige Stadt Rom mit etwa 247,000 Einwohnern.
Nächst Rom sind die bedeutendsten Städte: Turin, mit 180,000einw.—-
20*
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
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Extrahierte Ortsnamen: Neapel Sicilien Herzogthum_Savoyen Oberitalien Riesenberg Europa Italien Italien Johannisbrod Italiens Neapels Italien Italien Italien Sardinien Mailand Venedig Sardinien Italien Italien Nizza Frankreich Italiens Italien Rom Rom
308
Florenz, mit 116,000 Einw. — Livorno — Genua — Cagliari auf
Sardinien — Mailand — Venedig — Bologna — Neapel —
Palermo und Messina auf siciiien.
Ls Der Schönheitssinn der Italiener.
Einst begleitete mich ein Italiener. Es war ein prächtiger
Kopf mit einem ausdrucksvollen Gesichte, in dessen Zügen sich Gut-
müthigkeit und Schlauheit -wunderbar mischten, wie fast in allen
Gesichtern des italienischen Landvolks. Die nackte Brust sah braun-
gelb wie Bronce aus dem groben aber sehr weissen Hemde her-
vor — alle Italiener halten viel auf reine und weisse 'Wäsche. In
den schwarzen Locken hinter dem Ohre stak ihm eine dunkelrothe
Nelke, ein gewöhnlicher Schmuck der Männer aus dem Volke, der
ihnen ganz vortrefflich steht. Überhaupt lebt in diesem Volke ein
angeborner Schönheitssinn, an dem ich täglich meine Freude
habe. Die Art, wie sie ilire Jacken, auf der einen Achsel hängend
oder mit dem Ärmel um den Hals geschlungen, tragen, wie sie
stehen, sitzen, liegen, gehen, in ihrer Art, das Halstuch zu knüpfen,
die Schärpe zu schlingen, den Hut zu tragen und zu formen, —
kurz, in allem tritt dieser Schönheitssinn hervor. Oft, wenn ich
Abends durch die Gassen der kleinen Ortschaften reite und nur
mit Mühe mich durch die umherstehende Menschenmenge hindurch
winde, sehe ich Gruppen, welche einem Künstler die schönsten
Vorbilder geben könnten. Wenn bei uns ein Bauernbursch sich auf
den andern lehnt, so giebt das sicher eine unschöne Stellung.
Hier aber, wo ich solche Gruppen alle Augenblicke sehe, ist die
Stellung stets malerisch und dem einen, ohne besondere Belästigung
des andern, Behagen gewährend. Sehe ich die Weiber und Mädchen
Abends zu 30 oder 40 an den Brunnen, stehend und wartend,
gehend und kommend, wie sie die grossen kupfernen Henkelgefässe
so sicher und stattlich auf dem Haupte tragen, die rechte Hand mit
der obern Rückenfläche in die Seite gestemmt, die linke entweder
lässig niederhangend, oder an den einen Henkel des Gefässes gelegt,
so habe ich die herrlichsten malerischen Gruppen. — Und wie ver-
stehen diese Italiener in den kleinsten Landstädtchen ihre Kirchen
an Festtagen zu schmücken! Alle Säulen, Pfeiler und selbst die
Wände sind mit den hellsten, farbenschimmernden, besonders mit
rothen und gelben Stoffen bekleidet; Goldborten, Tressen und allerlei
Blitzendes sind an den zierlich und geschmackvoll verschlungenen
Gewinden nicht gespart; Blumensträusse in Krügen und Vasen duften
um die Wette mit dem himmelansteigenden Weihrauch. Hunderte
von Lampen und Kerzen beleben durch den geheimnissvollen Licht-
glanz all’ die fröhliche Pracht des Hauptaltars. Ja diese Pracht
der Kirchen, die Feierlichkeit des öffentlichen Gottesdienstes,
die durch den Wohllaut der italienischen Sprache besonders
erhebenden Kirchengesänge, von der schönsten-Musik begleitet,
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Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§75.
Die Pyrenäische Halbinsel.
61
aber an Mineralquellen reiches Gebirge. Der höchste Gipfel desselben liegt
in der Maladetta-Gruppe (3400 m). Die Fortsetzung der Pyrenäen nach
W. bildet das Cantabrische Gebirge. Ganz im S. der Halbinsel liegt
die Sierra Nevada; ihr höchster Gipfel überragt die Pyrenäen. Die
Hauptströme der Halbinsel sind: Min ho (minjoj, Duero, Tajo (tächoj,
Guadiana (gwa—], Guadalquivir (gwadalkiwirj, Ebro. Sie sind mit
Ausnahme des Guadalquivir wasserarm und zur Schiffahrt wenig geeignet.
— b. Klima urtò Erzeugnisse. Der hohen Randgebirge wegen fällt im
Innern wenig Regen, darum ist die Hochebene trocken. Im Sommer ist
es am Tage sehr heiß, aber des Abends wird es oft empfindlich kühl. Die
Winter sind kalt, so daß die Flüsse zufrieren. Die Hochebene gleicht einem
dürren Anger mit kurzem Grase. Wälder fehlen. Getreidefelder sind selten
anzutreffen und bringen nur da reichlichen Ertrag, wo es an künstlicher
Bewässerung nicht fehlt. Bei dem Mangel an Wiesen ist die Rindvieh-
zucht unbedeutend. Aber zur Schafzucht ist die Hochebene geeignet. Zahl-
reiche Herden von Schafen (Merinos) weiden auf den dürren Flächen. —
Das andalusische Tiefland ist reich bewässert und stellenweise vorzüglich
angebaut. Das Klima ist hier, ganz besonders aber an der Südküste, afri-
kanisch. Auf den Feldern baut man Weizen, Mais, Reis. In den Gärten
reifen Oliven, Orangen, Feigen, Weintrauben. Es gedeihen in diesem
Striche auch Baumwollenstaude, Zuckerrohr, Dattelpalme. Die andalusischen
Pferde sind berühmt. Auch die Rindviehzucht ist von Bedeutung. Zu den
Haustieren gehört der Maulesel. — Fast ebenso warm wie Andalusien
ist der schmale östl. Küstenstrich. Er ist meistens gut angebaut. Besonders
fruchtbar ist die Landschaft Valencia (walenßiaj, die einem schön angebauten
Garten gleicht, in dem man das ganze Jahr hindurch sät und erntet. Wein
und Südfriichte werden in Menge gewonnen. Der Maulbeerbaum wird
häufig angebaut, denn die Seidenzucht ist bedeutend. — Die unter dem
Einflüsse des Atlantischen Ozeans stehende Westküste hat viel Regen. Frost
und Schnee sind hier ungewöhnliche Erscheinungen. — Besonders angebaut
wird die Korkeiche, deren Rinde den Kork liefert. An Mineralien ist die
Halbinsel äußerst reich; doch ist der Bergbau vernachlässigt. Am meisten
werden noch Blei, Silber und Quecksilber (Almaden) gewonnen und aus-
geführt. Industrie, Handel und Schiffahrt sind unbedeutend.
6. Bewohner. Zwei Königreiche liegen auf der Halbinseln Spanien und Portugal.
Die Spanier sind ernst, schweigsam, stolz, vergnügungssüchtig, im Essen und Trinken
mäßig. Die spanische Sprache hat sehr viele lateinische Wörter; denn die Halbinsel war
6 Jahrhunderte hindurch eine Provinz des großen römischen Reiches. Auch mit deutschen
und arabischen Wörtern ist die Sprache vermischt; denn zur Zeit des Mittelalters be-
herrschten auch Germanen und später Araber (oder Mauren) die Halbinsel. Letztere
wurden allmählich zurückgedrängt. 1492 fiel die letzte Stadt der Araber, Granada. Im
S. der Sierra Nevada leben noch Abkömmlinge der Mauren. Die Portugiesen sind den
Spaniern in Sitte und Sprache ähnlich, jedoch erinnert ihre Aussprache sehr an das
Französische. Die Spanier und Portugiesen waren um das Jahr 1500 an Macht und
Ansehen reich; sie teilten sich zur Zeit der Entdeckungen gewissermaßen in die Erde.
Aber schon längst sind sie von ihrer Höhe herabgesunken. Sie bekennen sich zur römisch-
kathol. Kirche. Die Volksbildung ist vernachlässigt.
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Extrahierte Personennamen: Merinos
Extrahierte Ortsnamen: Guadiana Andalusien Spanien Portugal Granada
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
64
Die Balkanhalbinsel mit Rumänien.
88 76-77.
cl. Die Bewohner Italiens. Die Italiener sind geweckt, haben ein heiteres Gemüt
und Sinn für Musik, Bildhauer- und Malerkunst. Unsere Maler und Bildhauer reisen
heute noch nach Italien, um die schönen Werke aus alter und neuer Zeit zu studieren.
Eine gewisse dichterische Anlage ist Besitztum des ganzen Volkes. Im Essen und Trinken
sind die Italiener mäßig; Pflanzenkost ziehen sie der Fleischspeise vor. Ein tägliches
Nahrungsmittel ist die Polenta, ein Brei aus Maisgrütze und Milch. Beliebt sind die
Makkaroni (Nudeln). Auch die Maronen (Früchte der edlen Kastanie) werden gern
gegessen. Das warme Klima, der schöne blaue Himmel und der heitere Sonnenschein
locken die Bewohner hinaus, weshalb viele Handwerker und Geschäftsleute ihre Arbeiten
auf der Straße, vor ihren Häusern, abmachen. Das Haus dient diesen fast nur zur
Schlafstätte und läßt viel an Reinlichkeit zu wünschen übrig. Das Volk ist leidenschaftlich und
greift schnell zu Messer und Dolch. Mord aus Rache ist namentlich in Süditalien nicht
selten. Die Bewohner bekennen sich fast sämtlich zur römisch-kathol. Kirche. Die Volks-
bildung liegt danieder. Im Mittelalter war der Handel Italiens bedeutend; aber nach
der Entdeckung Amerikas und des Seeweges nach Ostindien nahm derselbe eine andere
Richtung an. Seitdem aber die Alpen immer mehr von Tunnels durchbohrt werden
und der Sues-Kanal angelegt worden ist, hebt sich derselbe wieder zusehends.
6. Städte. 1) im nördlichen Italien. Mailand, 500000 E., Mittelpunkt
der lombardischen Seidenindustrie. Turin, 330000 E., eine der schönsten Städte Italiens.
Venedig, auf vielen Inseln der Lagunen erbaut; Kanäle vertreten die Stelle der
Straßen; nur schmale Fußwege ziehen sich an den Häusern dahin. Der Verkehr wird
durch Gondeln bewirkt. Verona und Mantua, sehr starke Festungen. Cremöna,
Geigen. Pa via spawia), einst Sitz der Longobardenkönige. Alessandria, sehr starke
Festung. Bologna sbolönja), im Mittelalter weltberühmte Universität. Ravenna,
ursprünglich auf Lagunen-Jnseln erbaut, wie Venedig, jetzt über 1 Stunde vom Strande
entfernt. Genua, 230000 E., der größte Handelshafen Italiens.
2) Städte der Halbinsel. Rom, 460000 E., Hptst., Sitz des Papstes, reich an
geschichtlichen Erinnerungen, an Bauwerken und Kunstschätzen alter und neuer Zeit. Der
Papst residiert im Vatikan, dicht bei der Peterskirche, der größten Kirche der Christen-
heit. Florenz, 200000 E., reich an herrlichen Palästen und Kunstschätzen, Fabriken in
Seide und Strohhutflechtereien. Livorno, Handel. Carrara, Marmorbrüche. Neapel,
über 1/2 Mill. E., die volkreichste Stadt Italiens; Handel. Brindisi, Überfahrt nach
den: Sues-Kanal. Tarent, am Meerbusen gleichen Namens.
f. Die Inseln. Sizilien, gebirgig, Ätna. Palermo (310000 E.), Messina,
Catania sind die bedeutendsten Orte Siziliens. An der Nordküste liegen die Liparischen
Inseln; eine derselben, Strömboli, trägt einen ununterbrochen tätigen Vulkan. —
Sardinien mit der Hptst. Cagliari skäljari). Elba mit reichen Eisengruben; Aufent-
haltsort Napoleons I. 1814—1815. Die Inselgruppe von Malta, meist Kalksteinfelsen,
durch Erde, die man aus Sizilien geholt hat, für den Anbau von Getreide, Wein, Orangen
hergerichtet, gehört den Engländern. Stark befestigt.
Aufgaben. 1. Womit hat die Halbinsel in ihrer Gestalt Ähnlichkeit? 2. Gib die
politischen Grenzen Italiens an! 3. Weshalb sind die linken Nebenflüsse des po auch
im heißen Sommer wasserreich, während die rechten zu dieser Leit arm an Wasser sind?
4. Vergleiche die Lombardei mit den Niederlanden ! 5. Rechtfertige die Bedeutung der
Festungen Verona und Mantua aus der Lage derselben! 6. Welches ist der bequemste
Weg von Mailand nach Lyon, von Turin nach Lern, von Verona nach München?
7. Inwiefern ist Italiens Lage für den Handel günstig? 8. Wie wirkt die Natur auf
die Italiener ein? 9. Welche Städte Italiens liegen an Flüssen, welche am Meere?
10. Italien und die Lkandinav. Halbinsel sind miteinander zu vergleichen.
§ 77. I>ie Batkan-Katbinset mit Wumänien (etwa so groß wie
das Deutsche Reich, gegen 22 Mill. E.). a. Das Land. Die Balkan-
Halbinsel ist eine Doppelhalbinsel, da das Meer (Meerbusen von Paträ
und Korinth) die Halbinsel Morea oder den Peloponnes fast ganz abschneidet.
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
TM Hauptwörter (200): [T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
Extrahierte Personennamen: Ätna Napoleons_I.
Extrahierte Ortsnamen: Italiens Italien Süditalien Italiens Amerikas Ostindien Italien Mailand Italiens Venedig Mantua Alessandria Bologna Ravenna Venedig Genua Italiens Rom Vatikan Peterskirche Florenz Livorno Neapel Italiens Brindisi Sizilien Palermo Messina Catania Siziliens Sardinien Cagliari Elba Napoleons Malta Sizilien Italiens Verona Mantua Mailand Lyon Verona München Italiens Italiens Italien Deutsche_Reich Korinth
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
62
Italien. § 76.
d. Pas Königreich Spanien (5/6 der Halbinsel, 18 Mill. E.). — Madrid,
V2 Mill. E., Hptst.; wie die meisten größeren spanischen Städte mit einem weiten offenen
Theater für Stierkämpfe ausgestattet, 650 w über dem Meere. sjn Madrid ist es
3 Monate Winter und 9 Monate Hölle.) Südlich von Madrid, im Tajotal, die Sommer-
residenz Aranjuez. Toledo, berühmte Waffenschmiede. Barcelona, y2 Mill. E.,
erste Industriestadt und erster Seehandelsplatz Spaniens, liegt in der gewerblichen Provinz
Catalonien, Festung. Zaragoza sßaragößas, die bedeutendste Stadt der unfruchtbaren
und wenig bevölkerten Ebro-Tiefebene. Valencia, in sehr fruchtbarer Gegend. Car-
tagena, Kriegshafen. Malaga, Ausfuhr von Südfrüchten, Wein, Öl. Gibraltar,
„der Schlüssel des Mittelmeeres", eine starke Festung, gehört den Engländern. Cadiz,
auf einer kleinen Felseninsel nicht weit von der Mündung des Guadalquivir, Haupt-
kriegshafen. Granäda, mit den Resten der Alhambra, des berühmten Maurenpalastes.
Sevilla, Ausfuhrhafen für die Erzeugnisse Andalusiens; bis hierher können kleine See-
schiffe fahren. Cordoba, ehemals maurische Hauptstadt (Korduan-Leder). — Zu Spanien
gehören die Balearen im Mittell. Meer.
Die auswärtigen Besitzungen siehe § 110.
e. Pas Königreich Zwrtugak [l/e der Halbinsel, 5 Mill. E.). Lissabon, 1/3 Mill.
E., Hptst., Seehandel; im 18. Jahrhundert durch ein Erdbeben fast gänzlich zerstört.
Op orto, Ausfuhr der portugies. Weine (Portwein).
Die auswärtigen Besitzungen siehe § 110.
Aufgaben. 1. Welche Gestatt hat die Halbinsel? 2. Vergleiche die beiden Tiefebenen
der Halbinsel miteinander! 3. Gib Cluelle, Lauf und Mündung der Flüsse Spaniens
an! 4. Welche Flüsse entspringen auf dem Cantabrischen Gebirge? 5. Woher rührt
das trockene Glima des Innern der Halbinsel? 6. Weshalb find die Güstenlandschaften
fruchtbarer als das Innere? 7. Welches stnd die bedeutendsten L'tüdte der Halbinsel?
8. Welche der genannten Städte liegen am Meere? welche an den Flüssen? 9. Welche
Erzeugnisse beziehen wir von dieser Halbinsel?
§ 76. Italien (etwa halb so groß wie das Deutsche Reich, 32^/2 Mill. E.).
a. Lage und Gliederung. Italien zieht sich südl. von den Alpen lang
und schmal ins Mittell. Meer hinein und wird im O. vorn Adriatischen,
im W. vom Tyrrhenischen Meere bespült. Es besteht aus der Po-Tief-
ebene, der eigentlichen Halbinsel und den Inseln. Früher zerfiel Italien
in eine größere Anzahl selbständiger Staaten, erst seit 1870 ist ganz Italien
zu einem Königreiche vereinigt. Nur die kleine Republik San Marino
hat man bestehen lassen.
b. Die Posciefebene wird int W. und N. von den Alpen, im S. von
den Apenninen umsäumt und von Po und Etsch bewässert. Die linken
Nebenflüsse des Po sind wasserreich; die bekanntesten sind: der Ticino
stitschmoj (fließt durch den Langensee oder den Lago maggiore smadschörej),
die Ad da (fließt durch den Comer See), der Min ei 0 smintschoj (fließt durch
den Garda-See). Die ganze Tiefebene war ehedem eine Bucht des Adriat.
Meeres, die durch die Sinkstoffe der Alpen- und Apenninflüsse allmählich
zugeschüttet wurde. Noch jetzt rückt die Ostküste immer mehr nach O. vor.
An der ganzen Ostküste ziehen sich Lagunen hin, d. i. ein Gewirr von
Sumpf und Morast, von Wiesenflächen und seichten Strandseen. — Das
Klima der Lombardei ist mild, da die Alpen die kalten Nordwinde abhalten;
aber doch gibt's im Winter Eis und Schnee. Die Wiesen werden oft sechs-
mal im Jahre gemäht. Weizen und Mais gedeihen in Menge. Der Acker
wird gewöhnlich zweimal im Jahre bestellt, zuerst mit Winterweizen, und
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
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Extrahierte Personennamen: Toledo
Extrahierte Ortsnamen: Italien Spanien Madrid Madrid Madrid Barcelona Spaniens Zaragoza Valencia Malaga Cadiz Sevilla Cordoba Spanien Lissabon Spaniens Italien Deutsche_Reich Italien Italien Italien Langensee Comer_See Garda-See
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
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Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§76.
Italien.
63
wenn dieser abgemäht ist, mit Mais. Im Po-Delta gedeiht Reis. Aus
dem Stroh desselben fertigen die Italiener Besen, Bürsten und gute Stroh-
hüte. An den Grenzen der einzelnen Felder sind Maulbeerbäume (Seiden-
raupenzucht!), Ulmen, süße Kastanien gepflanzt. An ihnen rankt man die
Weinrebe auf und zieht sie von Wipfel zu Wipfel. Auch Feigen und Mandeln
gedeihen in der Lombardei, aber noch keine Apfelsinen.
o. Die eigentliche Halbinsel hat ihren Namen von dem Apennin.
Dieser schließt sich an die Seealpen an, krümmt sich um den Meerbusen
von Genua und zieht sich durch die ganze Halbinsel hin. Der höchste
und rauheste Teil desselben sind die Abruzzen (in der Mitte der Halb-
insel). Der Apennin besteht größtenteils aus Kalkstein und ist nur schwach
bewaldet. Seine Vorberge zeigen Spuren erloschener vulkanischer Tätigkeit.
Tätige Vulkane sind noch der Vesuv bei Neapel (1200 m) und der Ätna
auf Sizilien (3300 m).
Der Vesuv. An seinem Fuße befinden sich üppige Pflanzungen von Wein, Feigen,
Aprikosen, zwischen ihnen Talspalten, die mit Lava gefüllt sind. Höher hinauf ist der
Abhang mit Steingeröll und Aschensand bedeüt. Oben befindet sich eine Öffnung, Krater-
genannt. Ist der Vulkan (vgl. 815 u. Bio) völlig ruhig, so kann man eine Strecke in
den Krater hineinsteigen. Beständig steigen aus ihm Rauchsäulen empor. Oft vergehen
mehrere Jahre, ehe ein Ausbruch stattfindet. Derselbe kündigt sich gewöhnlich durch ein
donnerähnliches Getöse an. Die Rauchsäule wird stärker, dichter und nach und nach zu
einer Feuersüule; denn glühendrote Sandmassen werden mit in die Höhe geführt. Auch
glühende Steine werden hoch in die Luft geschleudert und fallen entweder wieder in den
Krater zurück oder seitwärts die Abhänge des Berges herab. Die Erderschütterungen
werden immer heftiger. Endlich kommen aus dem Krater oder aus einigen neu gebildeten
Öffnungen glühend-flüssige Steinmassen (Lava), welche sich wie Feuerströme von dem
Berge herab ergießen. Ihre Hitze ist so groß, daß sie Glas, Metall, Steine, die sie auf
dem Wege treffen, schmelzen. Alle Weingärten, Fruchtfelder, Ortschaften, welche die Lava
berührt, werden von ihr vernichtet. Nach und nach erstarren die Lavamassen an der
Oberfläche und bilden festes Gestein. In der Tiefe bleiben aber die Lavasteine oft
monatelang, ja noch länger glühend heiß. Durch einen Ausbruch des Vesuvs im Jahre
79 n. Chr. wurden die römischen Städte Pompeji, Herculaneum und Stäbiä
unter Aschen- und Lavaschichten begraben; Pompeji ist zum großen Teil jetzt aus-
gegraben.
Die bedeutendsten 8lüsse der Halbinsel sind: Arno und Tiber. An
der Westküste Italiens ziehen sich einige schmale Küstenebenen dahin; diese
sind von der Arnomündung bis zum Golf von Salerno mit kurzen Unter-
brechungen sieberhauchende Sumpsniedernugen, daher öde und unbewohnt.
Im Winter weidet man auf ihnen große Herden von Schafen und Rindern;
im Sommer aber ziehen die Hirten mit ihren Herden in die Gebirge zurück.
Das Ixlima wird in Italien nach S. zu immer wärmer. In Mittel-
italien sind Schnee linb Eis selten; in Unteritalien kennt man den Schnee
fast nur auf dem Gebirge. Unteritalien ist die rechte Heimat der herrlichen
Südfrüchte: Zitronen, Apfelsinen, Pomeranzen, Feigen usw. Ganz im
S. gedeihen Baumwolle, Zuckerrohr, Dattelpalme. Der Ölbaum kommt
bereits in Norditalien vor. — Der Bergbau ist gering. Es wird Marmor
(Carrara), Schwefel (Sizilien), Eisen (Elba) gewonnen.
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Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
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Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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§75.
61
Die Pyrenäische Halbinsel.
aber an Mineralquellen reiches Gebirge. Der höchste Gipfel desselben liegt
in der Malad etta-Gruppe (3400 m). Die Fortsetzung der Pyrenäen nach
W. bildet das Cantabrische Gebirge. Ganz im S. der Halbinsel liegt
die Sierra Nevada; ihr höchster Gipfel überragt die Pyrenäen. Die
Hauptströme der Halbinsel sind: Minho sminjo), Duero, Tajo jtächoj,
Guadiana jgwa—■], Guadalquivir (gwadalkiwir), Ebro. Sie sind mit
Ausnahme des Guadalquivir wasserarm und zur Schiffahrt wenig geeignet.
— b. Klima und Erzeugnisse. Der hohen Randgebirge wegen fällt im
Innern wenig Regen, darum ist die Hochebene trocken. Im Sommer ist
es am Tage sehr heiß, aber des Abends wird es oft empfindlich kühl. Die
Winter sind kalt, so daß die Flüsse zufrieren. Die Hochebene gleicht einem
dürren Anger mit kurzem Grase. Wälder fehlen. Getreidefelder sind fetten
anzutreffen und bringen nur da reichlichen Ertrag, wo es an künstlicher
Bewässerung nicht fehlt. Bei dem Mangel an Wiesen ist die Rindvieh-
zucht unbedeutend. Aber zur Schafzucht ist die Hochebene geeignet. Zahl-
reiche Herden von Schafen (Merinos) weiden auf den dürren Flächen. —
Das andalusische Tiefland ist reich bewässert und stellenweise vorzüglich
angebaut. Das Klima ist hier, ganz besonders aber an der Südküste, afri-
kanisch. Alls den Feldern baut man Weizen, Mais, Reis. In beit Gärten
reifen Oliven, Orangen, Feigen, Weintrauben. Es gedeihen in diesem
Striche auch Baumwollenstaude, Zuckerrohr, Dattelpalme. Die andalusischen
Pferde sind berühmt. Auch die Rindviehzucht ist von Bedeutung. Zu den
Haustieren gehört der Maulesel. — Fast ebenso warm wie Andalusien
ist der schmale östl. Küstenstrich. Er ist meistens gut angebaut. Besonders
fruchtbar ist die Landschaft Valencia jwalenßiaj, die einem schön angebauten
Garten gleicht, in dem man das ganze Jahr hindurch sät und erntet. Weile
und Südfrüchte werden in Menge gewonnen. Der Maulbeerbaum wird
häufig angebaut, denn die Seidenzucht ist bedeutend. — Die unter dem
Einflüsse des Atlantischen Ozeans stehende Westküste hat viel Regen. Frost
und Schnee sind hier ungewöhnliche Erscheinungen. — Besonders angebaut
wird die Korkeiche, deren Rinde den Kork liefert. An Mineralien ist die
Halbinsel äußerst reich; doch ist der Bergbau vernachlässigt. Am meisten
werden noch Blei, Silber und Quecksilber (Almaden) gewonnen nnb aus-
geführt. Industrie, Handel und Schiffahrt sind unbedeutend.
6. Bewohner. Zwei Königreiche liegen auf der Halbinsel: Spanien und Portugal.
Die Spanier sind ernst, schweigsam, stolz, vergnügungssüchtig, im Essen und Trinken
mäßig. Die spanische Sprache hat sehr viele lateinische Wörter; denn die Halbinsel war
6 Jahrhunderte hindurch eine Provinz des großen römischen Reiches. Auch mit deutschen
und arabischen Wörtern ist die Sprache vermischt; denn zur Zeit des Mittelalters be-
herrschten auch Germanen und später Araber (oder Mauren) die Halbinsel. Letztere
wurden allmählich zurückgedrängt. 1492 fiel die letzte Stadt der Araber, Granada. Im
S. der Sierra Nevada leben noch Abkömmlinge der Mauren. Die Portugiesen sind den
Spaniern in Sitte und Sprache ähnlich, jedoch erinnert ihre Aussprache sehr an das
Französische. Die Spanier und Portugiesen waren um das Jahr 1500 an Macht und
Ansehen reich; sie teilten sich zur Zeit der Entdeckungen gewissermaßen in die Erde.
Aber schon längst sind sie von ihrer Höhe herabgesunken. Sie bekennen sich zur römisch-
kathol. Kirche. Die Volksbildung ist vernachlässigt.
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Extrahierte Personennamen: Merinos
Extrahierte Ortsnamen: Malad Guadiana Andalusien Spanien Portugal Granada
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
64
Die Balkanhalbinsel mit Rumänien.
88 76-77.
ä. Die Bewohner Italiens. Die Italiener sind geweckt, haben ein heiteres Gemüt
und Sinn für Musik, Bildhauer- und Malerkunst. Unsere Maler und Bildhauer reisen
heute noch nach Italien, uni die schönen Werke aus alter und neuer Zeit zu studieren.
Eine gewisse dichterische Anlage ist Besitztum des ganzen Volkes. Im Essen und Trinken
sind die Italiener mäßig; Pflanzenkost ziehen sie der Fleischspeise vor. Ein tägliches
Nahrungsmittel ist die Polenta, ein Brei aus Maisgrütze und Milch. Beliebt sind die
Makkaroni (Nudeln). Auch die Maronen (Früchte der edlen Kastanie) werden gern
gegessen. Das warme Klima, der schöne blaue Himmel und der heitere Sonnenschein
locken die Bewohner hinaus, weshalb viele Handwerker und Geschäftsleute ihre Arbeiten
auf der Straße, vor ihren Häusern, abmachen. Das Haus dient diesen fast nur zur
Schlafstätte und läßt viel an Reinlichkeit zu wünschen übrig. Das Volk ist leidenschaftlich und
greift schnell zu Messer und Dolch. Mord aus Rache ist namentlich in Süditalien nicht
selten. Die Bewohner bekennen sich fast sämtlich zur römisch-kathol. Kirche. Die Volks-
bildung liegt danieder. Im Mittelalter war der Handel Italiens bedeutend; aber nach
der Entdeckung Amerikas und des Seeweges nach Ostindien nahm derselbe eine andere
Richtung an. Seitdem aber die Alpen immer mehr von Tunnels durchbohrt werden
und der Sues-Kanal angelegt worden ist, hebt sich derselbe wieder zusehends.
6. Städte. 1) im nördlichen Italien. Mailand, 500000 E., Mittelpunkt
der lombardischen Seidenindustrie. Turin, 330000 E., eine der schönsten Städte Italiens.
Venedig, auf vielen Inseln der Lagunen erbaut; Kanüle vertreten die Stelle der
Straßen; nur schmale Fußwege ziehen sich an den Häusern dahin. Der Verkehr wird
durch Gondeln bewirkt. Verona und Mantua, sehr starke Festungen. Cremöna,
Geigen. Pavia spawiah einst Sitz der Longobardenkönige. Al es sà nd ria, sehr starke
Festung. Bologna (bolönjaj, im Mittelalter weltberühmte Universität. Ravenna,
ursprünglich auf Lagunen-Jnseln erbaut, wie Venedig, jetzt über 1 Stunde vom Strande
entfernt. Genua, 230000 E., der größte Handelshafen Italiens.
2) Städte der Halbinsel. Rom, 460000 E., Hptst., Sitz des Papstes, reich an
geschichtlichen Erinnerungen, an Bauwerken und Kunstschätzen alter und neuer Zeit. Der
Papst residiert im Vatikan, dicht bei der Peterskirche, der größten Kirche der Christen-
heit. Florenz, 200000 E., reich an herrlichen Palästen und Kunstschätzcn, Fabriken in
Seide und Strohhutflechtereien. Livorno, Handel. Carrara, Marmorbrüche. Neapel,
über 72 Mill. E., die volkreichste Stadt Italiens; Handel. Brindisi, Überfahrt nach
dem Suès-Kanal. Tarent, am Meerbusen gleichen Namens.
f. Die Iuseln. Sizilien, gebirgig, Ätna. Palermo (310000 E.), Messina,
Catania sind die bedeutendsten Orte Siziliens. An der Nordküste liegen die Liparischen
Inseln; eine derselben, Ström boli, trägt einen ununterbrochen tätigen Vulkan. —
Sardinien mit der Hptst. Cagliari skàljaris. Elba mit reichen Eisengruben; Aufent-
haltsort Napoleons I. 1814—1815. Die Inselgruppe vou Malta, meist Kalksteinselsen,
durch Erde, die man aus Sizilien geholt hat, für den Anbau von Getreide, Wein, Orangen
hergerichtet, gehört den Engländern. Stark befestigt.
Aufgaben. 1. Womit hat die Halbinsrl in ihrer Gestalt Ähnlichkeit? 2. Gib die
politischen Grenzen Italiens an! 3. Weshalb stnd die linken Nebenflüsse des po auch
im heißen Sommer wasserreich, während die rechten zu dieser Veit arm an Wasser stnd?
4. Vergleiche die Lombardei mit den Niederlanden ! 5. Rechtfertige die Bedeutung der
Festungen Verona und Mantua aus der Lage derselben! 6, Welches ist der bequemste
Weg von Mailand nach Lyon, von Turin nach Lern, von Verona nach München?
7. Inwiefern ist Italiens Lage für den Handel günstig? 8. Wie wirkt die Natur auf
die Italiener ein? 9. Welche Städte Italiens liegen an Flüssen, welche am Meere?
10. Italien und die Skandinav. Halbinsel stnd miteinander zu vergleichen.
ß 77. Aie Walkan-Katbirrsel mit Wumämen (etwa so groß wie
das Deutsche Reich, gegen 22 Mill. E.). a. Das Land. Die Balkan-
Halbinsel ist eine Doppelhalbinsel, da das Meer (Meerbusen von Päträ
und Korinth) die Halbinsel Morèa oder den Peloponnes fast ganz abschneidet.
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]